60. Jahre Ende des II Weltkrieges


Ansprache

Meine sehr verehrten Damen und Herren, werte Gäste, im Namen des  Heimatvereins Datterode begrüße ich Sie alle herzlich zu unserer Feierstunde anlässlich der Ausstellungseröffnung „60. Jahre Ende des II. Weltkrieges – Wunden, Narben und Spuren im Dorf“.

Ein besonderer Willkommensgruß gilt dem Vizepräsidenten des Hessischen Landtages, Herrn Landtagsabgeordneten Lothar Quanz, der Abgeordneten des Hessischen Landtages, Frau Angelika Scholz.

Ein herzliches Willkommen sage ich dem Bürgermeister der Gemeinde Ringgau, Herrn Helmut Jakob.

Als Vertreter der Parteien und Wählergemeinschaften soweit sie in Datterode organisiert sind, begrüße ich ebenso herzlich Herrn Wolfgang Meister für die SPD, zugleich in seiner Eigenschaft als Ortsvorsteher von Datterode, Herrn Rainer Siemon für die CDU sowie Herrn Thomas Schmidt für die ÜWG.

Für den VdK heiße ich herzlich willkommen den Vorsitzenden des Ortsverbandes, Herrn Horst Schmidt. Für den Sozialverband darf ich Herrn Karl Adam als Vorsitzenden des Ortsverbandes sowie ....... willkommen heißen. (Ebenso herzlich begrüße ich den Vorsitzendes des Kreisverbandes Hersfeld des Bundes der Vertriebenen, Herrn Harald Katzer.)

Ein besonderer Gruß gilt dem Vertreter des Volkbundes Deutsche Kriegsgräber Fürsorge e. V., Herrn Abteilungsleiter Friedemann Döring. Der Volksbund bereichert die Ausstellung durch einen Informationsstand, und wir werden Herrn Döring sogleich mit einem Einführungsreferat hören. Dafür sage ich bereits jetzt herzlichen Dank und darf Sie alle auffordern, für die so wichtige Arbeit des Volksbundes zu spenden.

Ich begrüße sehr herzlich die Pfarrerin (und den Pfarrer) der evangelischen Kirchengemeinde Datterode, Frau Kathrin (und Herrn Kai-Uwe) Schröter sowie für den Kirchenvorstand Herrn Georg Schmidt. Ferner gilt mein Gruß den Damen und Herren Vorsitzenden aller Datteröder Vereine, die einmal mehr durch ihre Anwesenheit nicht nur die Verbundenheit für die Arbeit des Heimatvereines dokumentieren, sondern auch deutlich machen, dass sie sich dem Erbe der Menschen, denen diese Ausstellung gewidmet ist, durch ihre ehreamtliche Arbeit verbunden fühlen.

Ich heiße herzlich willkommen, Herrn Uwe Mohr und Herrn Apel, die uns zum Abschluss der Feierstunde musikalisch in die Ausstellung einführen werden. Ich darf auch den Vertreter der Werra-Rundschau, Herrn Harald Triller, herzlich begrüßen. Und nicht zuletzt grüße ich die Mitglieder des Heimatvereins Datterode, verbunden mit einem großen Dankeschön für das Engagement auch in dieser Sache und alle Besucher, die bereits in dieser Stunde zu uns gefunden haben.

Der MGV Liederkranz Datterode, deren Mitglieder ich ebenso wie ihren Chorleiter, Herrn Wolfgang Gerhardt, herzlich grüße und bei denen ich mich für die musikalische Untermalung der Feierstunde an dieser Stelle sehr herzlich bedanke, hat zu Beginn das Lied „Heimweh“ von August Schnezler gesungen. Dieses Lied mag vielen von Ihnen nicht bekannt vorkommen und so gar nicht zu unserer Gegend passen. Das Lied wurde aber deshalb zu Beginn dieser Feierstunde intoniert, weil Sangesbruder Reinhard Weißhaar einst dem MGV den Chorsatz zur Erinnerung an seinen Sohn Peter gestiftet hat. Dieser wurde im April 1945 in Italien als vermisst gemeldet, er war erst 18 Jahre alt. Der Refrain „Liebe Heimat, teure Heimat, schau’ ich dich wohl nimmer mehr?“ passt insoweit auch nur zu gut zu unserer Veranstaltung.

Denn, meine sehr verehrten Damen und Herren, unsere Ausstellung ist den Gefallenen und Vermissten sowie den in Gefangenschaft oder infolge Kriegsleiden Verstorbenen der Datteröder Familien und auch der der Heimatvertriebenen, soweit sie in Datterode, teils auch nur vorübergehend, eine neue Heimat fanden, gewidmet.

„Wunden, Narben und Spuren im Dorf“ ist der Untertitel unserer Ausstellung. Wunden meint die Lücken in den Reihen unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger, aber auch Wunden in den Seelen. Narben sind in vielen Familien noch zu spüren oder zu entdecken, und Spuren sind all die Exponate und Kleinigkeiten, die die Träger der Wunden und Narben teils hüten wie einen Schatz: Fotos, Auszeichnungen, Wehrpässe, Todesnachrichten, Feldpostbriefe. 

Spuren im täglichen Leben finden wir aber auch in Form unserer örtlichen Gedenkstätte, dem Ehrenmal und wer genau hinschaut, kann auf unserem Friedhof nicht nur das Soldatengrab betrachten, sondern auch noch drei Grabsteine entdecken, auf denen neben den dort bestatteten Dorfbewohnern auch deren im Krieg gebliebenen Söhne gedacht wird.

Wir sind auch zusammen gekommen, um der Opfer würdig zu gedenken. Hierdurch verleihen wir unserer Achtung vor der Würde des Menschen sichtbar Ausdruck, zugleich ist es aber auch ein Zeichen der Nächstenliebe. Tod hinterlässt immer Lücken, noch schlimmer ist der Tod durch Krieg. In dem Bewusstsein, dass Frieden eine Aufgabe aller Menschen ist, bedarf es auch im Kleinen und damit ebenfalls in unserem Dorfe der Ermahnung und Erinnerung. Insoweit hat diese Ausstellung auch nichts mit Glorifizierung von Gewalt oder gar Heroisierung zu tun. Sie soll vielmehr Mahnung für uns und unsere Kinder sein, dass sich derartige Ereignisse nicht mehr wiederholen. „Wer die Augen vor der Vergangenheit verschließt, wird blind für die Gegenwart“ sagte der damalige Bundespräsident Richard von Weizäcker anlässlich der Feierstunde zum 40. Jahrestag des Kriegsendes vor dem Deutschen Bundestag 1985. Deshalb ist diese Ausstellung nach unserer Meinung auch so wichtig – gerade wieder in diesen Tagen, in dieser Zeit. Man kann das Leben nur rückwärts verstehen, muss es aber vorwärts denken.

Unsere Ausstellung erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, Vollständigkeit oder Detailtreue. Sie will und kann auch keine Darstellung der politischen Zeiterscheinungen, also des Schreckensregimes der Nazidiktatur auf dem Dorfe insgesamt sein.

Dies mag zunächst unkritisch klingen, aber wir möchten vielmehr aufzuzeigen versuchen, wie über die Indoktrination im täglichen Leben eine ganze Generation auch in Datterode kriegsbereit und opferwillig geformt sowie zum Einsatz der eigenen Gesundheit, des eigenen Lebens verführt wurde und welche Narben und Spuren bis in die heutige Zeit schmerzhaft erkennbar sind.

Die Fotos und Exponate werden – so hoffen wir – die Betrachter anregen, sich mit dem Weg dieser Indoktrination und ihren Folgen auseinander zu setzen. Insbesondere viele Fotos sprechen dabei für sich und bedürfen keiner zusätzlichen Erläuterungen.

Wir haben versucht, den Weg der verführerischen Begeisterung in den Krieg über Schule und Freizeit darzustellen, die Gläubigkeit einer ganzen Generation fassbar zu machen und deren Folgen über Gefangenschaft und Tod bis hin zu Vertreibung aus der Heimat und späte Heimkehr aus der Gefangenschaft aufzuzeigen. Der Bau des Ehrenmals wird ebenso bildlich dargestellt wie die Geschichte des Soldatengrabes auf unserem Friedhof. Anhand dargestellter Einzelschicksale wird dabei das Grauen fassbarer.

Wir können und wollen das Leid des Krieges hier im Dorf nicht vergessen machen. Wir wollen aber auf diesem Wege unseren Beitrag dazu leisten, dass solches Leid nicht mehr entsteht. Noch gibt es Zeitzeugen, umso mehr ist es an uns, deren Geschichte und Geschichten über die Schrecken des Krieges mahnend zu konservieren. Wir gedenken anlässlich dieser Ausstellung deshalb auch der rund 55 Millionen Opfer aller Länder, die der II. Weltkrieg gefordert hat.

Ich bedanke mich herzlich bei den Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die uns für die Ausstellung Exponate und Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben. Vielleicht regen wir auch weitere Menschen an, uns Unterlagen und Bildmaterial für unser Archiv zur Verfügung zu stellen.

Auf unserem Ehrenmal ist der Vers 13 aus Kapitel 15 des Johannesevangeliums eingemeißelt: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“ Den selben Bibeltext auf Englisch entdeckten meine Familie und ich übrigens im letzten Jahr auf dem Grabstein eines 19jährigen kanadischen Soldaten auf dem kanadischen Soldatenfriedhof Bény-sur-Mer in der Normandie.

Lassen Sie mich deshalb schließen mit einem Zitat von Albert Schweitzer:

„Die höchste Erkenntnis, zu der man gelangen kann, ist Sehnsucht nach Frieden.“ Ich danke Ihnen allen nochmals für Ihr Erscheinen und für Ihre Aufmerksamkeit.

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