Der Fremdenverkehrsort Datterode

Wie in dem Beitrag „Aus der Geschichte Datterodes“ nachzulesen, war unser Ort etwa von Mitte der 50er bis Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts ein sehr beliebter Ferienort, der mit seiner Landschaft, den touristischen Einrichtungen, wie Aussichtsturm (Berliner Turm), Schwimmbad und Minigolfanlage sowie dem Engagement der Bewohner zahlende Gäste anlocken konnte. Infolge der Zonengrenzlage gab es kaum Durchgangsverkehr, und die ehrenamtlichen Arbeiten insbesondere auch zur Erschließung von Wanderwegen in unserer herrlichen Natur schafften eine erholsame Atmosphäre, die insbesondere Menschen aus Berlin und dem Ruhrgebiet anzog. Verträge des Heimat- und Verkehrsvereins, wie der heutige Heimatverein Datterode damals hieß, mit entsprechenden Veranstaltern führten in der Hochphase im Jahre 1975 zu 18310Übernachtungen. Etwa 14tägig wechselnden die Gäste und es war aus heutiger Sicht nett anzusehen, wenn der Gästewechsel am Anger vonstatten ging. Die Infrastruktur bot neben vielen Privatquartieren, mehrere Pensionen und Gasthäuser. Es gab auch noch Kino im Dorf! Im Saal der damaligen Gaststätte Sachs („Zum Krug“) wurde einmal in der Woche (montags) durch einen Wandervorführer ein Film gezeigt. Drei Einkaufsläden, ein Bäcker und ein Schlachter standen zur Verfügung. Mit der Schwimmbadgaststätte im Sommer waren sechs gastronomische Betriebe aktiv. Schön war die Zeit.

Der zunehmende Ferntourismus ließ Datterode als Ferienort immer weniger attraktiv erscheinen. Bestehende Verträge liefen aus, und auch das Interesse sank. Die zum „Haus des Gastes“ umgebaute und -benannte (neue) Schule wurde nicht mehr von Feriengästen aufgesucht. Die Gemeinde Ringgau übernahm vom Heimat- und Verkehrsverein zudem den Bereich „Tourismus“ als Aufgabe und gönnte sich dafür eine Halbtagsstelle. Selbst diverse Tourismusmessenbesuche konnten die Entwicklung jedoch nicht stoppen. Eine Umstellung des Angebots, wie sie heute an vielen Orten Platz greift, also spezielle Angebote für Wanderer/Wandergruppen, Mountainbiker u. ä. blieben aus bzw. zeigten keinen durchgreifenden Erfolg. Durch die Grenzöffnung 1989 hat der Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 7 erheblich zugenommen. Klassische Feriengäste gibt es kaum noch. Einzelne Übernachtungen Durchreisender sind der Stand der Dinge. Von den Quartieren ist gerade einmal eine Privatpension („Haus Ritz“) übrig geblieben. Eine Pension hat sich zu einem sehr schönen Landhotel mit gehobener Gastronomie gewandelt („Fasanenhof“). Eine klassische Gaststätte gibt es heute nicht mehr. Die letzte ihrer Art, die „Hessenschänke“ ("Goldi") mit Fremdenzimmern schloss am 12.12.2009 und ist heute als "Pension Hose" noch in Betrieb. Im Sommer wird die Schwimmbadgaststätte betrieben.

Einen Laden gibt es seit 14. Juli 2007 nicht mehr. Jedoch wurde im Jahre 2010 ein "Supermarkt" mit Vollsortiment im ehemaligen "Autohaus Ritz" eröffnet. Dieser "Marktwert"-Nahkauf aus der "Familie Rewe", der von "Aufwind" (gemeinnützige Einrichtung) betrieben wird, wird sehr gut angenommen. In ihm befinden sich auch Verkaufsstellen eines Bäckers mit Café und eines Schlachters. Ein Tribut an die Mobilität der Bevölkerung und an den inflationären Ausbau von Supermärkten in den Städten und größeren Orten der Umgebung. Von einst zwei Bankfilialen ist ein Bankautomat übrig geblieben. Die kleine Poststelle wurde zunächst durch zwei Filialen in einer Versandhausniederlassung bzw. einer Reinigung ersetzt, die aber inzwischen diesen Service auch nicht mehr bieten. Die nächste Postniederlassung befindet sich in Netra. Auch das einst ausgezeichnete optisch saubere Dorf mit vielen gepflegten öffentlichen Plätzen gibt es so nicht mehr. Fehlende kommunale Mittel und abnehmendes Privatinteresse am Dorfbild führten zu einem Erscheinungsbild, das an einigen Stellen als nicht vorzeigbar postuliert werden kann.

Zaghafte Versuche, die Attraktivität unseres Dorfes mit seiner wunderschönen Lage wieder zu erhöhen, sind erkennbar. Die Entwicklung bleibt abzuwarten. Was wir mit einer bevorzugten Mittellage in Deutschland und Europa zu bieten haben, sind engagierte Vereine bzw. aktive Bürgerinnen und Bürger, viel Natur, attraktive Freizeiteinrichtungen und eine interessante Geschichte des Ortes und seiner Umgebung – einschließlich des wieder gewonnenen östlichen Hinterlandes in Thüringen. Zum „nur Durchfahren“ ist Datterode zu schade!

Die Zeit des Tourismus im Ort spiegelt sich auch in der Vielfalt der Postkarten und Andenken der 60er bis 80er Jahre des letzten Jahrhunderts wider, die in Datterode einst verkauft wurden. Gleiches gilt auch für die Werbeprospekte. Sie können unter „Archiv“ die Datteröder Postkarten anschauen. Sofern Sie weitere „Souvenirs“ haben, lassen Sie uns doch diese einmal fotografisch sichern! Zumindest gab es auch noch Aufkleber (so genannte Abziehbilder), von denen wir leider auch keines im Archiv haben.

An dieser Stelle zudem noch eine kleine Auswahl von Stocknägeln, die an Wanderstöcken befestigt wurden. Zumindest der mit dem Segelboot ist recht amüsant, haben wir doch in Datterode kein schiffbares Gewässer!



Hier folgen Werbeprospekte aus den 60er Jahren bzw. in Auszügen aus den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts:

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