Das Ehrenmal

Hör’, Wanderer, der Du vorübergehst,
die stumme Klage vom Kreuz, das von der Höhe grüßt.
Halt’ inne, die vielen Namen, festgeschrieben in Stein,
über ihnen das Kreuz mit Worten aus der Bibel, präg’ sie dir ein.
Nimm dir Zeit, geh’ nicht achtlos vorüber,
ein stilles Gedenken den Toten,
den Vätern, Söhnen und Brüder

Karl Beck

Auf dem „Löhchenkopf“ am südwestlichen Dorfrand ragt ein mächtiges Steinkreuz in den Himmel, das Ehrenmal. Es wurde zum Gedenken an die Gefallenen und Vermissten der Weltkriege und in Verbundenheit mit deren Angehörigen gemäß eines Beschlusses der Gemeindevertretung vom 21. Januar 1953 errichtet. Der Steinmetzbetrieb Hermann Gerloff aus Eschwege erhielt am 27. Februar 1953 den Auftrag zum Bau eines Natursteinkreuzes und von Gedenktafeln aus Cornberger Sandstein. In Ermangelung schweren Gerätes wurden in mühevoller Arbeit die schweren Einzelteile (Gesamtgewicht 360 Zentner) auf Holzrollen über Feldbahnschienen (der Ziegelei Abhau, Reichensachsen) durch die auf der Südseite geschlagene Schneise mit handbetriebener Drahtseilwinde zum vorgesehenen Standort transportiert und mittels Winde und Dreibock (drei Fichtenstämme) zum Kreuz gerichtet. Mit dem Flaschenzug der Firma Heinrich Sippel, Datterode, in der Spitze des Dreibocks, schafften es vereinte Kräfte, die Quader einzeln zentimeterweise hochzuziehen und im Verbund mit Stahldübeln und einer Mörtelschicht aufeinander zusetzen.  In so genannten Hand- und Spanndiensten der Einwohner (die Hessische Gemeindeordnung lässt dies auch heute noch zu) wurden im Steinbruch am Weinberg Natursteine gebrochen, zum Löhchen transportiert und in Kipploren über die Feldbahn zu vorgesehenen Standort geschafft. In freiwilliger Arbeit entstanden daraus der Treppenaufgang und die Ringmauer des ehrwürdigen Platzes.

In der Ringmauer sind sechs Gedenktafeln mit den Namen der gefallenen und vermissten Datteröder der Weltkriege sowie die Gefallenen und Vermissten des II. Weltkrieges der Heimatvertriebenen, deren Familien in Datterode eine neue Heimat fanden, eingearbeitet. Auf halber Höhe des ebenfalls in freiwilliger Leistung angelegten Weges grüßt den Besucher ein Gedenkstein zu Ehren der Opfer Heimatvertriebener mit der Inschrift: „Den unvergessenen Opfern unmenschlicher Vertreibung aus unserer teuren Heimat 1945 – 1946“.

Auf unserem Ehrenmal ist der Vers 13 aus Kapitel 15 des Johannesevangeliums eingemeißelt: „Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde.“

Unter Beteiligung von Pfarrer Dr. Griewank, Pater Löslein von der katholischen Kirche, des Kreisdeputierter Fritz Böhm sowie des damaligen Bürgermeisters Hans Mengel wurde das Ehrenmal am 27. September 1953 eingeweiht. Bei großer Beteiligung der Dorfbevölkerung umrahmten Posaunenchöre, Chorgesänge und ein von Kindern vorgetragenes Gedicht die Feierstunde. In ihren Ansprachen erinnerten Pfarrer Griewank und Pater Löslein auch daran, dass seinerzeit noch Tausende Kriegsgefangene Deutsche in der Sowjetunion festgehalten wurden. Die Veranstaltung endete mit einer Kranzniederlegung und dem Absingen der 3. Strophe des Deutschlandliedes. Seit diesem Tag findet der jährliche Gottesdienst am Volkstrauertag mit Kranzniederlegung an unserem Ehrenmal statt. Der Zahn der Zeit hat an den Gedenktafeln genagt, so dass sie zwischenzeitlich erneuert wurden.Programm und Ablaufplan der Einweihungsfeier am 27. September 1953



Unterer Teil des Sandsteinkreuzes sowie die Gedenkplatten am Tag der Einweihung

Gedenkplatte für die Gefallenen und Vermissten der Heimatvertriebenen, die zunächst in Datterode eine neue Heimat fanden. Auf dem Weg unterhalb des Ehrenmals steht der Gedenkstein für die Opfer der Vertreibung selbst. Beide Gedenksteine wurden zwischenzeitlich ebenfalls erneuert.

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