Persönlichkeiten derer von der Boyneburg

Wie sicherlich in jedem (alten) Adelsgeschlecht haben auch derer von Boyneburg in der Geschichte große oder kleine Rollen gespielt. Sonderlich (politisch) Gravierendes findet sich nicht, würden da  nicht hie und da einzelne Persönlichkeiten aufgrund ihrer Geschichte oder ihres Wirkens herausragen.

Eine Persönlichkeit der Familie ist aus der Geschichte herausgetreten, um den damaligen aktuellen Ablauf der „Europapolitik“ prägend mitzubestimmen.

Konrad, Freiherr von Boineburg, geboren 1494 zu Bischhausen/Hessen, gestorben 1567 zu Schloss Schelklingen/Schwäbische Alb. Der „kleine Hess“ (oder „Dr goldene Ritter“, wie er in Schwaben genannt wird.

Konrad von Bemelberg wurde 1494 in Bischhausen geboren. Als Page kam er schon mit zwölf Jahren zusammen mit einem Sohn aus der Nachbarschaft, dem hoch gewachsenen Heinrich Treusch von Buttlar von der Burg Brandenfels (im jetzigen Südringgau) an den Hof des Herzogs Eberhard II. von Württemberg. Schon damals wurde er auf seinen Spitznamen, der „kleine Hess“ festgelegt. Sogar in Urkunden wurde der „Clainhess“ erwähnt. 1515 verließ Konrad von Bemelberg den Stuttgarter Hof, da sein Freund Ludwig von Hutten aus einem bagatellären Anlass auf der Jagd von Herzog Ulrich getötet wurde. Er ging vorübergehend zurück in den Ringgau, stellte sich in die Dienste des Landgrafen Philipp von Hessen und kämpfte 1519 im Heere des Schwäbischen Bundes gegen seinen früheren Herrn Herzog Ulrich von Württemberg, der sich den Zorn des Hochadels zugezogen hatte. Dabei lernte Bemelberg den Feldhauptmann Georg von Frundsberg kennen, trat mit ihm als Söldner in habsburgische Dienste und stritt mit Karl V. um das französische Burgund gegen Franz I. von Frankreich. Die Landsknechte hatten sich in vielen Feldzügen als zuverlässig erwiesen und waren begehrte Soldaten. Frundsberg befehligte ein Heer von ca. 12.000 Mann und ernannte Bemelberg zu seinem Stellvertreter auf dem letzten Zug nach Italien. Dort musste er den Befehl an Bemelberg nach einem Schlaganfall abgeben. Konrad von Bemelberg erstürmte mit seinen Landsknechten Rom am 6. Mai 1527. Nach der Kaiserkrönung Karls V. wurde er zum „Goldenen Ritter“ geschlagen. Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in Italien und kämpfte später unter König Ferdinand erfolgreich gegen die Türken. Als Lohn winkten ihm die Ernennung zum Obervogt der Herrschaft Schelklingen bei Blaubeuren (1535), weitere Besitztümer bei Augsburg und wieder in der Schwäbischen Alb (Ehingen). In Schelklingen heiratete er im gereiften Mannesalter und gründete damit als geborener Boyneburger die im Süden als Bemelberg bekannten Familien in Schwaben.

Konrad von Boyneburg wurde 1567 in der Schelklinger Pfarrkirche beigesetzt. Seine Persönlichkeit dürfte schon damals umstritten gewesen sein. Sicher platzte er vor Beschäftigungsdrang und Vitalität, verstand es aber auch geschickt, seine Landsknechte einzusetzen, obwohl er auch vor den gewählten Soldatenräten (als Vertreter der Mannschaft) öfter kapitulieren musste, wenn die Soldforderungen nicht erfüllt werden konnten. Er war aber auch politisch geschickt genug, um immer wieder sozialen Gefahrenzonen auszuweichen und bis zu seinem Ende für häufig wechselnde Aufträge erfolgreiche Schlachten zu schlagen.

Siehe dazu: http://www.landsknechtsrotte.de/portal/boineburg.htmlund http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_von_Boyneburg

 

Eine eher tragische Persönlichkeit war die Margarete von Boyneburg

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Die Stammburg verwahrloste weiter, nachdem bereits 1450 der „Burgfriede“ (vgl. „Die Geschichte der Boyneburg“) zu keinen signifikanten Erfolgen führte. Zwischen Kirche und Adel kam es immer wieder zu Reibereien. 1510 hatte sich der Probst zu Datterode unter den Schutz des Landgrafen gestellt, da er die Forderungen der von Boyneburg nicht mehr erfüllen konnte. Später drehte sich die Situation um. Der Pfarrer von Datterode musste zum Brotspendefest auf der Boyneburg am „Grünen Donnerstag“ (später am Himmelfahrtstag – vgl. „Die Sage und das Spendenmahl von der Boyneburg“) predigen. Die Familie Boyneburg verlor zunehmend das Interesse an der Erhaltung der Burg, obwohl es ihr  gelungen war, die reichsunmittelbare Burg als Lehen oder wenigstens als indirektes Lehen zu erhalten. Die schlossartigen Räume genügten auch kaum noch den Ansprüchen der inzwischen in mehrere Linien verzweigten Familie. Es wurden Burgvögte eingesetzt, die sich nicht immer mit ihrer Aufgabe identifizierten. In dem Vertrag von 1522 zwischen den Familien von Boyneburg und dem „Baumeister“ werden die Einzelheiten über die weitere Erhaltung der einstigen Reichsfeste festgesetzt. 1571 wird erneut ein Burgvogt gestellt: Der Weg zum Zerfall ist vorgezeichnet. Die restlichen Räume wurden schließlich als Gefängnis missbraucht. Bekannt ist - so berichtet Heinrich Lücke in dem Nachrichtenblatt des Werratalvereins „Das Werratal“ 1934 - das Schicksal der Margarete von Riedesel, geb. von Boyneburg-Hohenstein zu Jestädt, die nach dem Tode ihres Mannes 1589 ihren Witwensitz in Hersfeld bezog und sich dort mit dem Abt Joachim Ruel anfreundete. Da die Verwandtschaft dies anstößig fand, wurde sie von ihren zwei Brüdern und einem Vetter auf Befehl des Landgrafen bei einem Kirchgang gefangen genommen und zunächst nach Netra, später auf die Boyneburg gebracht. Sie wurde mit einer Magd in zwei Räumen eingesperrt, deren Fenster bis auf einen schmalen Spalt zugemauert wurden (Schießscharten?), Es gelang ihr aber, mit ihrer Magd durch ein Kellerloch zu entkommen. Ein Bauerin Dens beherbergte sie zunächst, bis sie bei einem Fischer nach eineinhalbjähriger Haft Zuflucht fand. Verhandlungen mit dem Landgrafen blieben erfolglos. Ihr Bruder brachte sie wieder zurück nach der Boyneburg. Erst eine Klage gegen den Landgrafen führte zu einer aufgelockerten Beweglichkeit von Margarete. Sie wurde nach dem Schloss Wanfried gebracht und später – aus Furcht vor einer erneuten Klage - entschloss sich der Landgraf die Gefangene freizugeben. Am 16. Oktober 1612 fuhr sie in einer Kutsche nach Hersfeld, um dort ihre letzten Lebensjahre zu verbringen.

 

Weitere historisch interessante Persönlichkeiten derer von Boyneburg:

Siegfrieds IV. von Boyneburg (* um 1095; † 27. April 1144), Corveyer Edelvogt und war Graf von Boyneburg (1107-1144) sowie Vogt der Klöster Corvey, Bursfelde und Helmarshausen
Siehe dazu:
http://www.genealogiemittelalter.de/northeim_grafen_von/siegfried_4_graf_von_boyneburg_ 1144/siegfried_4_graf von_boyneburg_+_1144.htmlundhttp://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_IV._von_Boyneburg

Heinrich von Boyneburg (*um 1120; † um 1152), Abt von Corvey (1.6.1143-21.3.1146), illegitimer Sohn des Grafen Siegfried III. von Boyneburg, Heinrich wurde durch den Bruder Siegfried IV. 1143 als Abt von Corvey durchgesetzt, wegen schlechter Amtsführung jedoch 1146 abgesetzt.
Siehe dazu:
http://www.genealogie-mittelalter.de/northeim_grafen_von/heinrich_von_boyneburg_abt_von_corvey_1146/heinrich_von_boyneburg_abt_von_corvey_1146.html

Johann Christian von Boyneburg (*1622; † Dezember 1672), Staatsmann, zeitweise am schwedischen Hof, arbeitete zusammen mit Gottfried Wilhelm Leibniz und Johann Philipp von Schönborn.
Siehe dazu:
http://www.chlt.org/sandbox/lhl/dsb/page.149.phpund

http://books.google.com/books?id=-t9r3CaJKFAC&pg=PA343&lpg=PA343&dq=boyneburg+stockholm&source=web&ots=hcDZzMk2Rp&sig=8-AUkPfPsNtcSDVOG9hoJWTL8Yksowie

http://runeberg.org/nfab/0513.html


1 Aus „Die Boyneburg am Nord-Westrand des Ringgaus“ von Dr. Heino Flemming, Herleshausen (Werratalverein, Zweigverein Südringgau), Mai 1987

2 Aus „Die Boyneburg am Nord-Westrand des Ringgaus“ von Dr. Heino Flemming, Herleshausen (Werratalverein, Zweigverein Südringgau), Mai 1987

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