Das Gotteshaus - Die evangelische Pfarrkirche zu Datterode

(Zu den neuesten Entwicklungen rund um das Gotteshaus siehe "Neues vom Gotteshaus"!)

Die evangelische Pfarrkirche zu Datterode gehört zu den ältesten und zugleich interessantesten Kirchen im Werra-Meißner-Kreis. Besondere Beachtung dürfen das romanische Langhaus mit den hochgelegenen Rundbogenfenstern. der älteste Teil der Kirche, aber auch die 1959-1962 freigelegte spätmittelalterliche Ausmalung von Chor und Kirchenschiff beanspruchen.1188 wird eine Kapelle in Datterode genannt, die Pfarrei war mit der Kapelle auf der Boyneburg verbunden. Ein Pfarrer wird erstmalig 1353 genannt. Das Patronat wechselte mehrfach zwischen den Grundherren und dem Landgrafen, letzterer übte es seit dem späten 16. Jahrhundert allein aus. Die Kirche liegt quer auf einem Sporn in höchster Lage über dem alten Ortskern. Von einer mittelal­terlichen Kirchhofsmauer haben sich keine Reste erhalten.

Links die Kirche aus Richtung Norden in den 1950er Jahren; rechts aus Richtung Süden im Jahre 2000

 

Bestand
Das Kirchengebäude ist eine noch mittelalterliche Anlage, bestehend aus einem romanischen Schiff, dem nachträglich (?) ein querrechteckiger Westturm vorgesetzt wurde; der polygonal geschlossene Chor entstand im Spätmittelalter. Der schlanke Turmkubus, der einschließlich des Schrägensockels 6,10 m : 7,60 m im Grundriss misst und bis zum Traufengesims (Hohlkehlgesims) 16,50 m hoch ist, hat eine Gesamthöhe - einschließlich des Turmhelms - von ca. 20,50 m. Das Mauerwerk. das erst gelegentlich der letzten Außenrenovierung 1986 vom alten Putz befreit wurde, setzt sich aus einem kleinformatigen Bruchsteinmauerwerk mit großen Werksteinen im Eckver­band zusammen. Es ist in der Turmhalle 1,80 m (Südwand) stark und verjüngt sich nach oben auf 1,15 m. An der Südseite liegt der 1962 gebrochene Außenzug, darüber befindet sich eine schmale Schlitzscharte mit Lanzettbogenschluss.

 

Ebenfalls an der Südseite zeigt sich eine Schlitzscharte in Höhe des 2. Obergeschosses und in Höhe des 3. Obergeschosses eine solche mit Lanzettbogenschluss. Das 4. Obergeschoss weist nach allen vier Seiten je ein Paar gekuppelter Spitzbogenfenster auf. Der Turm­helm ist ein schlanker, vierseitiger Pyramidenstumpf mit aufgesetzter achteckiger Laterne. Die Turmhalle (3,10 m : 4,30 m; 2,55 m Höhe), die von einer Quertonne überwölbt wird, war bis 1962 nur vom Schiff aus zu betreten. Nach Osten öffnet sie sich mit einem ungegliederten Rundbogen aus Werksteinen (2,28 m hoch, 2,50 m breit und 1,48 m tief) zum Schiff. Anzeichen für einen Verschluss der Öffnung sind nicht vorhanden. Die einstige Funktion dieses nur spärlich vom Schiff aus erhellten Raumes ist noch nicht geklärt.

 

Der ursprüngliche Zugang in die Obergeschosse, der 1962 aufgegeben und durch einen neuen Durchbruch an der Südwand ersetzt wurde, lag in der Westwand des Kir­chenschiffs, ca. 3,50 m über dem Boden. Hier führte eine Spitzbogenpforte (2 m hoch, 0,82 m breit) mit einem Gewände aus Werksteinen (roter Buntsandstein) durch eine breite, sich zum Turminneren leicht weitende Segmentbogennische (ca. 2,15 m hoch, 1,15 m tief) in das 1. Obergeschoss. Im rechten Nischengewände hat sich eine Zugnute für einen Klemmriegelverschluss erhalten, an der gegenüberliegenden Seite ist eine entsprechende hochrechteckige flache Vertiefung im Mauerwerk zu sehen; die Pforte ließ sich also vom Turminneren aus verrammeln. Das 1. Obergeschoss (3,24 m : 4,40 m; ca. 2,60 m hoch) weist nur an der Südseite ein kleines schartenartiges Lanzenbogenfenster auf, unter dem heute der Außenzugang liegt.

Lanzettbogenfenster

 

Das 2. Obergeschoss (ca. 2,70 m hoch) ruht auf einer alten Balkenlage, die aus zwei Streichbalken mit darauf sitzenden Unterzügen besteht. Der Raum empfängt lediglich durch eine Scharte mit Plattensturz an der Südseite eine spärliche Beleuchtung. Das 3. Oberge­schoss (ca. 3,80 m hoch) sitzt auf fünf in die Wände bindenden Unterzügen. Lediglich an der Südseite befindet sich ein Lanzettfenster vor einer schmalen Nische mit Plat­tensturz. Das 4. Obergeschoss (3,71 m : 4,95 m; ca. 4 m hoch) besitzt einen Boden, der - mittels Streichbalken und Unterzügen - auf je fünf Konsolsteinen aufruht. Die­ses Glockengeschoss weist an allen vier Seiten je ein Paar gekuppelter Lanzettfenster auf, die vor tiefen Wandnischen (1,20 m breit, 1,78 m hoch) sitzen; diese werden von Bohlenstürzen abgeschlossen. Lediglich an der Südseite ist wohl 1844 ein Segment­fenster gegen ein ursprünglich gekuppeltes Fenster ausgetauscht worden, um durch diese Öffnung Glocken von außen hochziehen zu können. Die Spitzbogenfenster sind 1,41 m hoch und 0,37 m breit. Balkenlöcher im Turminneren, die sich in verschiede­nen Höhenlagen befinden, deuten darauf hin, dass die Geschosseinteilung ursprüng­lich eine andere gewesen ist. Der Turm erweist sich insgesamt als eine ausgesprochen wehrhafte Anlage. Das Mauerwerk des Langhauses, das bündig an den Turm anschließt, ist durch Baufugen von diesem getrennt. Der Turmsockel bricht an der Nordwand abrupt beim Ansatz des Langhauses ab.

 

Der spätgotische Chor weist ein Sockel- und ein Traufengesims (Hohlkehlgesims) auf. Das Baumaterial des Chores unterscheidet sich mit seinen großen Steinformaten von dem kleinteiligen Bruchsteinmauerwerk des Langhauses. Sämtliche Langhausfenster sind Segmentbogenfenster des 19. Jahrhunderts (1844?), die vier spätgotischen Maßwerkfenster des Chores wurden wohl 1844 des Maßwerks beraubt und in der Bogen­zone vergrößert.

 

Auf der Nordseite des Langhauses befinden sich in 4,40 m Höhe über den beiden gro­ßen Segmentbogenfenstern zwei rundbogige originale Fenster (außen 1,12 m hoch, innen ca. 0,59 m hoch, 0,36 m breit), die heute in den über der Brettertonne des Lang­hauses liegenden Dachraum münden. Die Gewände der Fenster weiten sich beidseitig nach innen, eines wies bis zur Renovierung des Außenbaues 1986 noch die originale Holzzarge in der Gewändemitte auf, seitdem sind beide Fenster vermauert. Das romanische Mauerwerk ist an der Nordwand in voller Höhe erhalten, auch zeigten sich bis 1986 im Bereich der erhaltenen Fenster noch beachtliche Reste originalen Wandputzes und alten Tüncheanstrichs; leider wurden diese wertvollen Befunde erst vor fünf Jahren (Anm.: 1986) zerstört.

 

Die Südseite ist stärker ausgebessert worden, doch zeigt sich innen ein von außen zugesetztes und hier nicht sichtbares Rundbogenfenster, das denen der Nordwand entspricht.

 

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