Das Gotteshaus - Die evangelische Pfarrkirche zu Datterode

An der nördlichen Chorwand zeigte sich bis 1986 in ca. 1,54 m Höhe eine 0,28 m tiefe, 0,42 m hohe und 0,34 m breite Nische mit alten Putzresten. Es handelte sich hier um eine Totenlichtnische, die wohl noch aus der Zeit des spätmittelalterli­chen Chorneubaus stammte und ein Totenlicht aufnahm, was im Zusammenhang mit dem Begräbnisplatz um die Kirche, den alten Totenhof zu sehen ist. Unbegreiflicherweise ist dieses bemerkenswerte Architekturdetail 1986 zugemauert worden, ein bedauerlicher Restaurierungsfehler! Vergleichbare Totenlichtnischen zeigen sich in nächster Nachbarschaft noch am Chorturm in Rittmannshausen oder an den spätgoti­schen Chören in Röhrda und Luderbach.

Betreten wir nun das Kirchenschiff durch die Turmhalle. Der jetzige Zugang wurde - wie bereits erwähnt - erst 1962 angelegt, gleichzeitig ist das im westlichen Teil der Südwand gelegene ehemalige Portal zugesetzt worden. Das Langhaus stellt sich als länglicher Saal mit Emporen an der Nord- und Westwand (die Orgelempore ist weit in den Raum gezogen) und korbbogiger, oben abgeflachter Brettertonne sowie polygonalen, mit fünf Seiten eines Achtecks schließendem spätgotischem Chor dar. Bis zur durchgreifenden Kirchenrenovierung 1961/62 wurden beide Längswände des Kirchenschiffs von Emporen begleitet; die Westempore sprang nicht so weit in das Kirchenschiff vor.

Links Blick in den Chorraum anl. eines Erntedankfestes in den 1930er Jahren;
deutlich zu erkennen die beiden Emporen und die Kanzel im Hintergrund – rechts Blick vom gleichen Standort heute

Diese bis 1960/61 anzutreffende Lösung dürfte 1844 beim Neubau der
Emporen gefunden worden sein. Die alte Kanzel wurde 1961/62 zum heutigen transportablen Ambo umgebaut. Die Emporen werden von Rundstützen getragen. die ein kapitellartiges Kopfstück zeigen, das der toskanischen Säulenordnung entlehnt ist, darüber ruht ein „fasziertes“ Gebälk, über dem sich die Emporenbrüstung mit langrechteckigen Spiegelfeldern aufbaut. Die Empore zeigt somit klassizistische Elemente, die sich auch an der 1842 - beim Neubau des Langhauses – neu erbauten Empore der Kirche von Netra wieder finden.

Die Orgel auf der Westempore weist einen Prospekt des Normaltyps der barocken Dorfkirchenorgeln in Hessen auf und dürfte in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden sein. Einem beherrschenden runden Mittelturm sind spitze Seitentürme zugeordnet; in Laubsägemanier gehaltene Ornamentik begegnet an den so genannten Schleiern der Türme und an den zuseiten der Spitztürme angebrachten Ohren, typische Volkskunstelemente, die auch tulpenblütenförmige Motive aufweisen. Die Orgel weist folgende Disposition auf: (links) Vakant, Gedackt 8’. Oktav 8’, Subbass 16’; (rechts) Flöte 8’, Oktav 2’, Prinzipal 8’, Prinzipal 4’.

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