Die Linde am Barbarossabrunnen

Wer „Falltor“ oder „Kirchrain“ herauf kommt, oder sich über „Schinzenberg“, „Sonnenscheinweg“ – „hingern Hee’m“ - dem „Hasselbach“ nähert, blickt auf einen majestätischen Baum, der die umgebende Bebauung weit überragt: Die der dort seit langer Zeit stehenden Linde (Sommerlinde; lat. tilia platyphyllos).

An ihrem Fuße befindet sich der so genannte „Barbarossabrunnen“, der im Jahre 1966 erbaut wurde. Der stilisierte Ziehbrunnen, der von Anwohnern auch als günstige Wasserquelle zur Bewässerung der Gärten genutzt wird, soll an Kaiser Friedrich den I., den man wegen seines roten Bartes „Barbarossa“ nannte, erinnern, der einst durch Datterode zu seiner Lieblingsburg, der Boyneburg, zog (vgl. Boyneburg).

Die Linde wurde im Jahre 1912 vom seinerzeitigen Datteröder Pfarrer Adam Battenberg als Bienenweide gepflanzt. Das Gelände in diesem Bereich gehörte seinerzeit noch der Kirchengemeinde und Battenberg hatte auf dem Pfarrhof ein Bienenhaus (vgl. Kirchengemeinde). 1912 war auch das Jahr der „Separation“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Separation_(Flurbereinigung)). Battenberg war übrigens auch treibende Kraft bei der Wasserversorgungsgenossenschaft, die in jenen Jahren für das erste Leitungswasser in Datterode sorgte.

Zur Sommerlinde lesen wir bei www.baumkunde.de/baumdetails.php?baumID=0020:
„Die Blüten der Sommerlinde bilden reichlich Nektar und enthalten Schleimstoffe und das ätherische Öl Farnesol. Der Blütenduft ist besonders gegen Abend intensiv. Die Fruchtstände werden vom Wind verbreitet, hängen aber an den kahlen Bäumen oft noch bis zum Spätwinter. Sommerlinden können 1000 Jahre alt werden. Die Linde ist der bedeutsamste Baum unserer Kulturgeschichte. Schon die Germanen weihten den Baum ihrer höchsten Göttin Freia und so sollte der Marktplatz jedes Dorfes eine Linde haben. Die Christen tauschten zu späterer Zeit die unter den Linden aufgestellten Freia-Statuen gegen Darstellungen der Jungfrau Maria aus. Im Schatten der Dorflinde spielte sich das gesellschaftliche Leben ab: Dort wurde gefeiert, getanzt, geheiratet, aber auch Gericht gehalten. Dieses sog. Thing-Gericht leitet sich namentlich von "Ziu" ab, dem germanischen Gott des Rechtsstreites. An einem Thing-Tag, von welchem sich der Name unseres heutigen Dienstages ableitet, wurde der zuvor thingfest (dingfest) Gemachte verurteilt und zuweilen gleich an der Dorflinde aufgehängt. Der Mythos um die Linde spiegelt sich bis heute in seiner Bedeutung als beliebter Allee- und Parkbaum. Auch in unserem deutschen Liedgut ("Am Brunnen vor dem Tore" – Anm.: Das Lied stammt übrigens aus Bad Sooden-Allendorf), unseren Sagen und Legenden ist der Baum von Bedeutung (Nibelungensage). Schon zu früher Zeit nutzte man das weiche, linde (daher wohl der Name), dennoch aber feste Holz des Baumes für Schnitzwerk. Heute findet es Verwendung in der Bildhauerei und bei der Spielzeugherstellung. Das Holz der Linde kam auch in Form seiner Kohle bei Vergiftungen zur Anwendung. Und bekanntlich sorgt ein Lindenblütentee bei grippalen Infekten durch seine schweißtreibende Wirkung für Linderung.“

 



Darauf stehen neben dem Pflanzjahr auch die folgenden Zeilen:

Bäume sind Heiligtümer.
Wer mit ihnen zu sprechen,
wer ihnen zuzuhören weiß
der erfährt die Wahrheit.
Sie predigen nicht Lehren und Rezepte,
sie predigen,
um das Einzelne unbekümmert,
das Urgesetz des Lebens.

Hermann Hesse

Dass Bäume im Allgemeinen Tonnen von Schadstoffen in unserer Luft binden, Kohlendioxid speichern und Sauerstoff produzieren sei ebenso ergänzend erwähnt, wie die Tatsache, dass die unterschiedlichsten gefiederten Freunde den Baum zu schätzen wissen. Sei es als „Wohnung“ oder als „Jagdgebiet“. Wer während Blüte unter einer Linde aufmerksam lauscht, hört Tausende von Bienen und anderen Insekten summen und brummen. Ein wahrlich schöner „Lärm“!

Im Jahr 2010 wurde am Fuß des Baumes eine Beschilderung vom Heimatverein vorgenommen:

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