Margot wird mit ihren Eltern (ihr Vater war im Zuge der Pogrome November 1938 auch im KZ Buchenwald inhaftiert) und weiteren 100 Menschen jüdischen Glaubens aus dem Altkreis Eschwege am 8. Dezember 1941 zunächst nach Kassel und am 9. Dezember von dort nach Riga in das Ghetto deportiert. Die Familie kann noch eine Weile zusammenbleiben, bis das Ghetto geräumt und Männer und Frauen getrennt werden. Der Vater ist offensichtlich mit vielen weiteren Deportierten direkt nach Auschwitz-Birkenau verbracht worden, während die beiden Frauen in das Lager Kaiserwald überstellt werden. Zwangsarbeit und Misshandlung waren tägliche Begleiter, bis die älteren Frauen – damit auch Margots Mutter Helene – von den jüngeren getrennt und ins KZ Stuffhof bei Danzig überstellt werden, wo Helene Löbenstein an den Strapazen verstirbt. Das sollte Margot Löbenstein jedoch erst viel später erfahren. Sie selbst gelangt mit den jüngeren Frauen per Gefangenenschiff von Libau im Februar 1945 ins Polizeigefängnis Hamburg-Fuhlsbüttel, von wo aus sie in einem vier Tage dauernden Marsch Ende April 1945 in das sog. „Arbeitserziehungslager Nordmark“ in Kiel-Hassee laufen müssen. Menschen sterben auf diesem Todesmarsch oder werden erschossen. Heinrich Himmler nutzt u. a. diese Gruppe als Faustpfand gegenüber dem World Jewish Congress und dem Schwedischen Roten Kreuz. Von diesen werden die berühmt gewordenen weißen Busse per Fähre von Malmö eingesetzt, um die Menschen abzuholen. So gelangt auch Margot in die Freiheit, als sie am 2. Mai 1945 in Schweden aufgenommen wird. Sie erreicht über den letzten Überlebenden der Familie, dem Bruder ihrer Mutter, Leo Gottlieb, die Immigration in die USA. Der Onkel sorgt unter persönlichen Opfern für ihre körperliche Genesung, ihren Schulbesuch und die Berufsausbildung.
Margot Löbenstein heiratet Ralph Mezger, mit dem sie in das Land ihrer Schwiegereltern nach Uruguay zieht. Sie lassen sich in Montevideo nieder und werden mit zwei Töchtern gesegnet. Mit diesen ziehen sie 1970 nach Buenos Aires in Argentinien. Ihre Töchter schenken ihnen vier Enkel. Margot Mezger, geb. Löbenstein, die letzte in Datterode geborene Jüdin, verstirbt an ihrem 92. Geburtstag, dem 6. August 2015, im Kreise ihrer Familie. Sie hatte ihrer Familie bis kurz vor dem Tod vom Schicksal ihrer Eltern, ihrer Schwester und des eigenen Schicksal nichts erzählt. Sie sprach auch erst im 90. Lebensjahr wieder Deutsch; dann, als sie eine Cousine aus der Schweiz nach Vermittlung des Heimatvereins Datterode einfach in Buenos Aires einmal anrief.