Zur Wiedereinweihungsfeier war der HVD-Vorstand geladen. Selbstverständlich nahmen wir die Einladung an. Als Geschenk überreichten Kassenwart und Vorsitzender Frau Pfarrerin Preuschhof etwas Außergewöhnliches. Dazu heißt es im Begleitschreiben, dass „der Heimatverein Datterode e. V. (HVD) zum Abschluss der Arbeiten in der Kirche gratuliert und sich erlaubt, aus diesem Anlass ein Geschenk zu überreichen. Es handelt sich in Anlehnung an Martin Luthers berühmtes Zitat um einen Apfelbaum. Jedoch nicht um irgendeinen Apfelbaum, sondern einen Korbiniansapfel.
Der Apfel ist benannt nach dem katholischen Pfarrer Korbinian Aigner, genannt der Apfelpfarrer. 1885 geboren, fand er nicht nur seinen Weg zur Seelsorge, sondern auch zur Leidenschaft des Obstanbaus. Er starb an einer Lungenentzündung fast auf den Tag genau vor 50 Jahren am 5. Oktober 1966. Er war ein erklärter Gegner des Nationalsozialismus und bezog in seinen Predigten klar Stellung. Das führte dazu, dass er nach einigen Geldstrafen strafversetzt und nach Elsers Attentat auf Hitler und einem Predigtdiskurs zum „Töten eines Despoten“ am 22. November 1939 verhaftet und ins Gefängnis verbracht wurde. Er wurde im Juni 1941 zunächst ins KZ Dachau verlegt, im September ins KZ Sachsenhausen überstellt, bevor er am 3. Oktober 1941 erneut ins KZ Dachau kam. Hier züchtete er heimlich zwischen zwei Baracken Apfelbäume. Und es gelang ihm sogar die Züchtung neuer Sorten, von denen die Sorte „KZ-3“ erhalten blieb.
2011 wurde übrigens von der Chefin der „dOCUMENTA (13)“, Carolyn Christov-Bakargiev, in der Kasseler Karlsaue ein ebensolcher Baum gepflanzt, von Aigners rund 900 Äpfel- und Birnenzeichnungen einige Apfelaquarelle anlässlich der „dOCUMENTA“ im Fridericianum ausgestellt. Und von dieser Sorte übergeben wir Ihnen ein Exemplar in der großen Hoffnung, dass der Baum bei der Kirche in Erinnerung an einen aufrichtigen Gottesmann viele Früchte tragen und Freude aber auch Nachdenken bewirken möge.
Wir werden den Baum sehr gern einpflanzen und hoffen, dass der HVD Ihnen und den Mitgliedern der Kirchengemeinde mit diesem lebendigen Geschenk eine bleibende Freude bereitet.“