„Schnurrbarts-Marie“ – Marie Brüßler

An der Ecke zum Schinzenberg stand einst das Haus von Friedrich Brüßler. Das Gelände für Scheune und Stallung  kaufte er 1925 von Hermann Pfifferling (vgl. Zur jüdischen Geschichte in Datterode).

Friedrich Brüßler hatte drei Kinder. Einen Sohn, Karl, sowie zwei Mädchen, Marie und Martha. Karl fiel September 1916 im 1. Weltkrieg. Die beiden Mädchen übernahmen das Anwesen und blieben Zeit ihres Lebens unverheiratet und bewohnten das elterliche Haus bis zu ihrem Tode.

Marie, Jahrgang 1902, hatte leider eine sog. „Gaumenspalte“ (früher sagte man verächtlich „Hasenscharte“) und einen kleinen Damenbart. Deshalb wurde sie „Schurrbarts-Marie“ (in Mundart „Schnurrborts-Marie“) genannt. Die Frauen sorgten für ihr Einkommen, fielen niemanden zur Last. Wo es Arbeit gab, waren sie vertreten. Immer daran interessiert, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Marie ging zudem fast täglich in den Wald, um Fallholz zu sammeln. So lang Schnurrbarts-Marie da war, sah der Wald aufgeräumt aus. Sie muss über Jahrzehnte viele Tonnen Holz in ihrer Kötze nach Hause geschleppt haben. Die Scheune war immer gut gefüllt.

Marie war nicht dumm. Über den Löffel ließ sie sich nicht balbieren. Sie tauchte auch beim Schlachten auf und bekam von der „Wurstbrühe“. Leider wurde die bescheidene, fleißige Frau, die niemandem etwas zu leide tat, oft von Kindern und Jugendlichen geneckt; manche fürchteten sich auch ob ihrer Erscheinung. Das hatte sie weiß Gott nicht verdient. Wer mit der Marie gut umging, konnte auf sie bauen. Auch Kinder, die Gründonnerstag traditionell in Datterode teilweise von Haus zu Haus gingen und fragten, „ob der Osterhase schon gelegt hätte“, wurden nicht enttäuscht. Von der Marie bekamen sie wunderbar mit Zwiebelschalen gefärbte Ostereier.

Eines Tages verkaufte Marie ihr Haus, behielt aber lebenslanges Wohnrecht. Nach dem Tode ihrer Schwester Martha („s’Marthe“) lebte sie noch einige Zeit allein im Haus und sammelte so lang es ging Holz im Wald, bis auch dieses Datteröder Original verstarb.

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