Eine weitere Erwähnung finden wir laut Dobenecker, Register II, Nr. 788 3, als Tattenrode am 13. Juni 1188. Kaiser Friedrich I. („Barbarossa“) stiftete auf der Boyneburg eine Kapelle und verlieh ihr u. a. einige Einkünfte von Datterode. Ein Pfarrer Datterodes wird u. a. 1353 genannt 4. Die Pfarrei war mit der Boyneburger Kapelle verbunden, wie auch die Geschichte Datterodes eng mit der Boyneburg verbunden (vgl. „Die Boyneburg“) ist.
Über den eigentlichen Ursprung des Ortes kann man nur Vermutungen anstellen. Die Endung auf –rode zeigt in eine Zeit zwischen dem 8. und 12. Jahrhundert 5. In dieser Siedlungsperiode sind alle bekannten Ortschaften mit der Endung –rode entstanden. Bei der Bestimmung und Deutung eines Ortsnamens geht man sehr oft auf den Gründer oder Stifter zurück. Ein „Dato“ oder „Tatto“ erscheint jedoch in keiner überlieferten Urkunde aus dieser Zeit. Der wahrscheinlichere Weg scheint in der zwangsweisen Besiedlung durch die Franken zu liegen. Alfred Schulze hat bereits darauf hingewiesen, dass das Gebiet um die Boyneburg, ja sogar um Sontra und den Ringgau, königliches, so genanntes Königssundern, war 6. Ferner nimmt er an, dass beim den heutigen Gut Datterpfeife ein Bifang, also ein großes Weidegut, angelegt worden ist 7. Auch die Wüstung Windorf, der Weinberg (die Namen sind von win = Weide abgeleitet und nicht von Wein) sowie die „Söse“ zeige auf einen weidewirtschaftlichen Ursprung hin.
Schon Landau hat auf die Ansiedlungen von Slawen in unserer Gegend einschließlich Thüringen hingewiesen 8. Weitere Beweise erbrachte K. A. Eckhardt 9. Die Werralandschaft um Eschwege wurde früher bereits „Wendische Mark“ genannt, und der „Wendische Markt“ in Eschwege zeigt noch heute seinen zentralen Handelsplatz für die in unserem Gebiet ansässigen Wenden an.
Zum Ortsnamen wurden folgende Überlegungen angestellt: Ein Teil eines wendischen Volksstammes wurde die Tattern genannt. Vermutlich sind aus diesem Stamm Menschen unter Karl dem Großen oder einem seiner Nachfolger in der Nähe der Boyneburg angesiedelt worden. Datterpfeiffe (Bifang der Tattern) und Datterode (Rodung der Tattern) sind uns bis heute überliefert. Als in späterer Zeit wieder Menschen aus dem Osten kamen, zwischenzeitlich einmal „Zigeuner“ genannt, wurden diese in der Werragegend Datel oder Tatell bzw. im östlichen Deutschland Datter oder Tatter genannt 10. Die Erinnerung an die Namen unserer Ortsgründer war ja noch im Gedächtnis und überliefert.
Ein weiterer Anhaltspunkt ergibt sich in der Genealogie. Die ältesten bekannten Familiennamen, sowohl der Ober- als auch der Untermühle, waren die Wieditz 11. Dieser Name ist auch heute noch stark im Ort vertreten. Kaum eine „alteingesessene Familie“ hat keinen „Wieditz“ im Stammbaum. Die Endsilbe des Namens –itz zeigt eindeutig seine wendische Herkunft an 12.
Sicherer ist die "Namensgebung" durch Anlehnung an eine reale Person. Im Anhang des "Etymologischen Ortsnamen-Lexikons" über altdeutsche Personennamen in kurhessischen und waldeckischen Ortsnamen von Friedrich Suck, 2. Folge (Heimatbrief 3/2005 des Zwehrener Heimatverein e. V. m. w. N.) finden wir im 6. Jahrhundert einen "DATTO", mit den Variationen "DADO" und "TADO" als Namensgeber für Datterode. Mithin hatte dieser Datto hier Ländereien o. ä., deren Siedlung nach ihm benannt wurde.
Die bekannten Herren Datterodes waren Johann von Meimbressen 1353 und Herman von Eschwege 1383. Den Besitz des Klosters Northeim in Datterode erkauften die von Boyneburg 1408 13. Kirchenpatron war 1442 der von Hessen belehnte Johann von Boyneburg. 1522 präsentierte Hessen dem Offizial zu Eisenach einen Geistlichen (zugehörig dem Archidiakonat Dorla) für die Pfarrei (zur Geschichte der Kirche vgl. „Die Kirche“). Dr. Conrad Sehrendeisen folgte als Herr von Datterode von 1501-1521. Ihm folgte Werner von Trott zu Solz, der den Ort als hessisches Lehen von 1522-1576 innehatte. Simon Bing schloss sich von 1576-1581, Anton von Wersabe von 1582-1594 an, bevor Craft Melchior von Madelung 1596 bis etwa 1615 Lehnsherr war 14. Seit Bing und bis von Madelung war auch die Pastorei zu Lehen, die seitdem landgräfliches Patronat darstellte 15.
Datterode war das einzige altlandgräfliche Dorf des Justizamtes Netra. Ab 1550 mehrte sich die Zahl der Bewohner durch neue Bauten um 30 Familien, so dass es im Jahre 1578 70 Bauern und 30 Köthner 16 zählte. Eine Zahl, die sich später jedoch wieder verminderte.