5. Dr. Siegmund Löbenstein – Sohn von Herz
Siegmund Löbenstein erblickt am 14.03.1883 in Datterode als zweites von vier bekannten Kindern des Herz Löbenstein (*04.11.1857 in Datterode - +25.06.1914 in Datterode) und der Bertha, geborene Goldschmidt (*22.03.1857 in Erdmannrode, Altkreis Hünfeld - +24.10.1941 in Eschwege), das Licht der Welt. Er heiratet die Louise Karoline Strobel (*12.12.1899). Aus der Ehe gehen die Töchter Margot (*23.08.1922) und Helga (*18.08.1927) hervor. Siegmund Löbenstein studierte Jura und promovierte, denn bei der Geschichte des Herner Anwaltsvereins (http://www.herner-anwaltverein.de/herner_anwaltverein.php) finden wir, dass er 1911 seine Anwaltszulassung erhielt und zu den ersten Rechtsanwälten in Herne gehörte. Er war kommunalpolitisch aktiv und gehörte 1928-1929 der Stadtvertretung von Herne als SPD-Abgeordneter an. Mitte 1933 gab er nach der Quellenangabe seine Zulassung zurück. Zu vermuten ist vielmehr, dass er die Zulassung im Nazi-Reich verlor (http://wiki-de.genealogy.net/Mitglieder_der_Stadtverordnetenversammlung_der_Stadt_Herne). Nach Recherchen von Herrn York-Egbert König[1], Stadtarchiv Eschwege, war Siegmund Löbenstein für einige Jahre in Bonn ansässig, bevor er in die USA emigrierte. Nach dem Kriege kehrte er an den Rhein zurück und erhielt Anstellung beim „Jewish Trust“, der erbloses Vermögen jüdischer Gemeinden treuhänderisch verwaltete. Dr. Siegmund Löbenstein starb am 11. Mai 1959 in Bonn. Wir finden Spuren zu seiner Tochter Helga, die in Recklinghausen die Höhere Mädchenschule (Städtisches Lyzeums ab 1916, Oberlyzeum ab 1918, Oberschule für Mädchen ab 1937),das heutige Marie-Curie-Gymnasium, besuchte (http://www.re.shuttle.de/re/mcg/schule/geschi.htm)[1].
Ein Besucher aus Bonn im Jahre 2015 konnte noch viel Licht in das Dunkel bringen. Lesen Sie dazu
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Zum Schicksal von Siegmunds Bruder Baruch (*14.09.1881 in Datterode), der Mutter Bertha und der Schwester Rosa (*15.10.1885 in Datterode), verheiratet mit Jsfried Freund, (*31.07.1879 in Fulda; Kinder: Reche, *31.Juli1909 und Bella, *29.12.1910), vgl. „Gegen das Vergessen“. Über den Bruder Julius (*29.07.1884 in Datterode) ist Weiteres nicht bekannt. Er soll in die USA ausgewandert sein.
6. Leonard Loebenstein
Die vielen Recherchen führten auch zum anhaltenden Kontakt des HVD mit Leonard Loebenstein in Kapstadt, Südafrika. Er ist Enkel des Joseph Löbenstein (*06.02.1859 in Datterode - +12.01.1932 in Wanfried). Joseph, verheiratet mit Hedwig Hannchen Rothschild aus Harmuthsachsen, war Sohn des Herz Löbenstein I (verheiratet mit Jette Schwarz), Enkel des Israel Meyer Löbenstein und Urenkel des Meier Baruch Löbenstein (*um 1720). Entstammt also der Ursippe der Löbensteins in Datterode. Joseph zog nach Wanfried. Dort wurde am 06.07.1904 der Vater von Leonhard, Harry (Herz) Löbenstein geboren. Harry wanderte 1925 nach Südafrika aus. Zwei Brüder und Schwestern folgten ihm.
7. Julius Pfifferling - Sohn von Albert
Albert Pfifferling war verheiratet mit Antonia (Toni), geb. Rothschild. Es ist zwar bekannt, dass die Tochter Ilse am 04.09.1934 in die Schweiz auswanderte und Schwester Hilde (siehe Ziffer 6) ihr am 28.12.1935 dorthin folgte. Glaubt man einem Stammbaum im Internet, so gab es auch einen Sohn Erich, der eine Ruth, geborene Stern, heiratete. Sohn Julius Pfifferling wanderte noch im November 1938 über Argentinien nach Santiago de Chile aus. Auf der Suche nach Spuren fanden wir 2008 im Internet die Eintragung eines Alberto Pfifferling bei einem Golfclub in Santiago de Chile. Da der Vater von Julius Albert hieß, lag die Vermutung nahe, dass ein möglicher Enkel den Namen des Großvaters, im Spanischen also „Alberto“, erhalten haben könnte. Kurzerhand wurde der Golfclub angeschrieben und siehe da, bereits zwei Tage später erhielten wir eine E-Mail des Alberto Pfifferling, in der dieser bestätigte, dass er der Sohn des Julius Pfifferling sei. Julius war verheiratet mit Irma. Alberto Pfifferling wurde 1942 in Chile geboren. Vater Julius starb 1990. Alberto ist verheiratet, hat zwei Kinder und drei Enkelkinder.
8. Die Synagoge in Netra und die "Judenschule" in Datterode
Die Datteröder Juden gehörten zur Synagogen-Gemeinde in Netra. Die Synagoge bzw. der Betsaal wurde vermutlich Anfang des 19. Jahrhundert erbaut. Es handelte sich um einen Fachwerkbau mit einem Hofgebäude in der Brauhausstraße 19. Näheres über das Aussehen des Gebäudes ist nicht bekannt. Nach Auflösung der jüdischen Gemeinde (im Zeitraum zwischen 1933 und 1938) wurde das Synagogengebäude als Stall und Scheune benutzt. 1971 ließ der Besitzer das Gebäude auf Grund des baufälligen Zustandes abreißen. Bis zuletzt war im Inneren die Frauensynagoge noch sichtbar sowie der Platz, an dem sich der Toraschrein befand. An Stelle der ehemaligen Synagoge wurde eine Garage erstellt[2].
Einen besonderen Hinweis auf die Synagoge befindet sich im Jüdischen Museum Berlin (http://www.jmberlin.de/). Dort wird seit vielen Jahren ein Kultgegenstand aufbewahrt. Es handelt sich um eine Besamimbüchse. Dieser jüdische Kultgegenstand ist ein Gewürzbehälter, an dem am Ende des Sabbats beim Hawdala-Ritual gerochen wird, um etwas vom besonderen Geschmack des Festtages mit in den Alltag zu nehmen. Die Art der verwendeten Gewürze ist nicht festgelegt. Beliebt sind Myrtenblätter in Anspielung auf Jesaja 55,13: „Statt Dornen wachsen Zypressen, statt Brennnesseln Myrten“ (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Besamimb%C3%BCchse). Der Heimatverein Datterode e. V. konnte der Kuratorin in Berlin, Frau Michal Friedlander, weiterhelfen und den Stifter zuordnen. Moritz Loewenstein aus Netra, der 1917 als Soldat im 1. Weltkrieg gefallen war, hatte die Büchse 1912 der Synagoge gestiftet. Seine Nachfahren besuchten im Übrigen 2010 sein Grab und das einstige Wohnhaus, auf dessen Hof die Synagoge gestanden hatte. Der HVD betreute die Besucher und erfuhr viel über die Familiengeschichte (vgl. Veranstaltungsarchiv 2010).