Einzelgeschichten von Auswanderern

1. Friedrich Lange

Friedrich Lange (*01.06.1860) wanderte im Jahre 1883 in die USA (mit dem Schiff „Habsburg“ von Bremen) aus, verheiratete sich im Staate New Jersey und hatte ein Bauunternehmen. Dank der Recherchen über das Internet wurde nicht nur festgestellt, dass er vier Kinder (ein Mädchen, drei Jungen) hatte, sondern die Familiengeschichte konnte bis in das 21. Jahrhundert nachvollzogen werden, und mit einer Nachfahrin stehen wir in Kontakt.

Das Interessante dieser Geschichte ist, dass ein Sohn des Friedrich (in den USA: Frederick, Nachname teils durch Abschriften falsch überliefert – z. B. Lang, Laug, Large, Lango), Frederick jr., als Angehöriger der US-Streitkräfte (Sanitäter) nach Ende des I. Weltkrieges 1918 in Uniform in Datterode, vor der Haustür seines Onkels und seiner Tante, Peter Hartmann und Marie Elisabeth, geb. Lange, im Falltor erschien. Peter Hartmann war damals Bürgermeister von Datterode. Als er angeklopft hatte, gab er sich gegenüber Peter Hartmann als Sohn seines Schwagers Friedrich (Bruder der Ehefrau von Peter Hartmann) zu erkennen. Peter Hartmann schlug ihm mit dem Bemerken, dass „für Feinde hier kein Platz“ sei, die Tür vor der Nase zu. Eine verbriefte Geschichte! Dennoch hat die Verwandtschaft aus Übersee der Familie Hartmann in den wirtschaftlich sehr schlechten Folgejahren Hilfspakete gesandt, wie durch einen Sohn von Peter Hartmann, Heinrich, mündlich überliefert wurde. U. a. sollen auch Fotos der Söhne (vier an der Zahl) über den „Teich“ gesandt worden sein. Eines dieser Fotos ist erhalten geblieben. Es zeigt rechts Peter jr. und links Wilhelm Hartmann, barfuß in der Wohnstube im Hause am Falltor – Aufnahme um 1918:


2. Emilie Vogeler

Darüber hinaus scheinen auch Datteröder in andere Teile der Welt verzogen zu sein. So besuchte das Ehepaar Noelene und Murray Mincher aus der Nähe von Auckland, Neuseeland, Anfang Oktober 2008 Datterode. Herr Mincher ist ein Enkel der Emilie Vogeler (*09.01.1863), Tochter des Christoph Vogler, die in Datterode geboren worden war. Sie ist – möglicherweise mit weiteren Geschwistern – am 5. November 1884 von Hamburg aus mit dem Schiff "Marsala" nach Adelaide, Australien, ausgewandert. Später gelangte sie nach Neuseeland und verheiratete sich dort. Herr Mincher versuchte, in Neuseeland weitere Daten zu erlangen, um sie dem Heimatverein zur Verfügung zu stellen (vgl. Auf der Spur der Ahnen). Daraus ergaben sich Hinweise auf weitere Auswanderungen der Datteröder Vogeler-Familie.

Emilies Onkel, Johann Georg Vogeler (*26.11.1824 in Datterode), Sohn des Johann Sebastian Vogeler und dessen 1. Ehefrau Anna Sybilla geb. Möller (*24.09.1801 in Lüderbach), wanderte (Zeitpunkt bisher nicht genau bekannt) zunächst in die britische Hauptstadt London aus. Dort soll er mehrere Jahre gelebt und auch geheiratet haben. Seine Ehefrau entschlief bei der Geburt des ersten Kindes, einer Tochter, die ebenfalls verstarb. Er heiratete erneut und bekam einen Sohn, Carl Georg(e). Die Familie wanderte sodann nach Neuseeland aus, wo seit Januar 1856 bereits Georgs Schwester Anna Sybilla Christina Vogeler (*19.09.1831 in Datterode), also eine Tante der Emilie, lebte. Sie hatte auf der Passage (vgl. Passagierschiff "Isabella Hercus"http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/~nzbound/isabella_hercus.htm) den Diedrich Kruse kennengelernt und ihn nach der Einwanderung geheiratet. Diedrich Kruse unterstütze dann die Einwanderung des Schwagers mit Familie in Neuseeland. Später ist Johann Georg Vogeler mit seiner Familie dann nach Kanada weitergezogen, wo heute noch seine Nachfahren leben. Emilie Vogeler war offensichtlich ihren Verwandten nach Neuseeland gefolgt. Die heutigen Nachfahren aus der Vogeler-Sippe konnten dank der Unterstützung durch den Heimatverein Datterode nunmehr ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse klären und neu beleben. 


3. Carl Wieditz und Johann Heinrich Bierschenk

Dass familiäre Verbindungen bis zum Beginn des II. Weltkrieges und sogar darüber hinaus bestanden haben, bestätigten auch „Fundsachen“ bei der Familie Wieditz („Obermüller“).

Auf der Rückseite sind weitere Adressen des Kaspar Wieditz (Bruder von Carl) in Iowa vermerkt. Ein weiterer Zettel fand sich mit der Adresse der Elise Bierschenk, Iowa, Nachfahrin (Tochter oder Schwiegertochter) von Johann Heinrich Bierschenk und dessen Ehefrau Anna Catharina, geb. Gier:



Hier handelt es sich um Nachfahren und Verwandte des Carl Wieditz („Wieditz“ am Anger), der am 28. Januar 1909 mit dem Schiff „König Albert“ von Bremen im Alter von 23 Jahren in New York ankam. Eine entsprechende Eintragung findet sich bei www.ellisisland.org.

Durch die Recherche wurde bekannt, dass Carl seinen Bruder Hermann Casper (Kasper) und seine Schwester Katharina nach Amerika holte. Letztere heiratete dort einen Stück (u. U. auch aus Datterode?). Der o. a. Brief der Familie Steuck (Stück) von 1936, stammt demzufolge aus der Familie der Schwester des Carl Wieditz, Katharina.

Zu den weiteren Nachfahren des Carl Wieditz findet sich aktuell u. a. bei http://www.genealogybuff.com/ia/ia-benton-obits15.html :

GARRISON - Marcella A. Wieditz Seboldt, age 84 of Vinton and formerly of Garrison, died early Saturday morning, May 15, 2004 at the Vinton Lutheran Home following an extended illness. Funeral Services will be held at 10:00 A.M., Tuesday, May 18, 2004 at St. Mark’s Lutheran Church in Garrison with Rev. Mark Leckband officiating. Interment will be held at St. John Cemetery in Newhall. Friends may call at Phillips Funeral Home Chapel in Vinton from 4 to 7 P.M., Monday. A memorial fund has been established. She was born June 27, 1919 at Newhall to Carl and Mary (Rinderknecht) Wieditz . Marcella never missed a day of school while receiving her education in country schools and later graduating from Vinton’s Lincoln High School in 1937. On February 16, 1941 she married Ernst Seboldt at Trinity Lutheran Church in Vinton. A member of St. Mark Lutheran Church in Garrison, Marcella enjoyed gardening, bowling and playing cards with family and friends. She is survivied by her husband, Ernst of Vinton; her sister, Lucille Phillis and husband, Carlos of Burbank, CA; three brothers, Vernon Wieditz and wife, Lois, and Wayne Wieditz, all of Garrison, and Richard Wieditz and wife, Ruth of Vinton; brothers-in-law, Albert Seboldt and wife, Leone of Van Horne and Otto Seboldt and wife, Patsy of Indianapolis, IN; and sisters-in-law, FrancesWieditz of Garrison, and Hulda Stueck of Van Horne; and many nieces and nephews. She was preceded in death by her parents; and her brother, Walter Wieditz.

Zu Richard Wieditz, dem Bruder von Marcella, lesen wir unter http://www.gazetteonline.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20081105/DEATHNOTICES/711059962/-1/rss04&rssfeed=rss04:

VINTON - Richard "Dick" Wieditz, 72, died Tuesday, Nov. 4, 2008, at Virginia Gay Nursing & Rehab following an extended illness. Services: 10:30 a.m. Friday, Trinity Lutheran Church, Vinton, with the Rev. Clarke E. Frederick officiating. Burial: Evergreen Cemetery, Vinton. Friends may call at Phillips Family Center, 605 Second Ave., Vinton, from 4 to 7 p.m. Thursday. Richard was born May 11, 1936, at Vinton, to Carl and Mary (Rinderknecht) Wieditz, and graduated from Washington High School in 1954. From October 1958 to October 1960, he served his nation in the U.S. Army. On Sept. 27, 1971, he married Ruth Woodhouse at Las Vegas, Nev. Richard was employed in the parts department of Cedarapids Inc. for 44 years, retiring in 1998. He was a member of Trinity Lutheran Church in Vinton, and loved traveling and nature. He restored gas engines and John Deere tractors and was a member of the Antique Gas Engine & Tractor Association. He is survived by his wife, Ruth of Vinton; his brothers, Vernon (Lois) Wieditz of Garrison and WayneWieditz of Vinton; his sister, Lucille (Carlos) Phillis of Burbank, Calif.; his sister-in-law, Frances Wieditz; many nieces and nephews; and many great- and great-great-nieces and nephews. He was preceded in death by his parents; his brother, Walter; and his sister, Marcella Seboldt.

Als Reinhard Wieditz aus Datterode während des II. Weltkrieges in den USA in Gefangenschaft war, besuchten ihn übrigens die Verwandten aus Iowa im Gefangenenlager!

Dazu kann unser Mitglied Werner Wieditz aus dem Tagebuch seines Vaters Reinhard zitieren:

„Endlich kommt die Adresse meiner Verwandten
Im ersten Brief, den ich von Vater in diesem Lager erhielt, war die Adresse meiner Verwandten in Iowa. Bei nächster Schreibgelegenheit schickte ich eine Karte an Kasper Wieditz in Van Horne. Nach etwa 14 Tagen bekam ich Antwort, auch waren inzwischen Erkundigungen bei der Kompanie von Karl Wieditz und Katharina Stück über mich eingeholt worden. Ein Besuchsantrag wurde von Kasper Wieditz gestellt. Auch bekam ich von Karl Wieditz aus Vinton Benton einen Brief.

Verwandte besuchen mich am 5. August 1945
Am 5. August 1945  konnten mich Karl Wieditz und Katharina Stück besuchen. Leider hatten selbige bei der Herfahrt eine kleine Panne an ihrem Wagen, so daß sie über eine Stunde später
hier eintrafen als vorgesehen; dadurch konnten wir uns nur etwa dreiviertel Stunde unterhalten. Auch stellte sich heraus, daß ich nicht im nächsten Verwandtschaftsgrad zu ihnen stehe. Also kann ich zukünftig nicht mehr an diese Verwandten schreiben. Ich persönlich hatte, früher von zu Hause aus, auch wenig Ahnung davon, wann, wie, und warum diese Leute nach Amerika ausgewandert sind. Katharina Stück hat mir dann noch einige Male geschrieben. [lt. Poststempel 3.Okt.1945 8am]. Von Kasper Wieditz habe ich nichts mehr erfahren. Einmal teilte er mit, daß seine drei Söhne eingezogen, während seines Bruders Karl Söhne und auch deren von Katharina als Farmer zurückgestellt seien.“

Werner Wieditz hat über Jahre die Verbindungen „Wieditz-Bierschenk-Stück“ erforscht und konnte zum Urenkel von Carl Wieditz, Matt Garbers, Kontakt aufbauen. Aus diesem Kontakt heraus kann zu der Geschichte u. a. noch Folgendes beitragen werden:

„Carl Wieditz wurde in Datterode/Deutschland geboren. Der Sohn von Reinhard und Dorothea (geb. Gier) Wieditz. Nach 4 Jahren Militärdienst veranlassten ihn seine Eltern, nach Amerika zu gehen noch bevor der Erste Weltkrieg begann. Seine Cousins halfen ihm nach Amerika zu kommen. Ein Bierschenk hatte auch eine Gier Tochter geheiratet. Eine Schwester von Dorothea (Gier) Wieditz. Nachdem er gearbeitet und Geld gespart hatte, half er Hermann Casper und Katherina Wieditz nach Amerika zu kommen. Es gab noch eine andere Familie Wieditz, die nach Amerika kam. Sie sind Cousins zu meiner Familie. Sie sind umgezogen nach Hartly in Iowa.“

Einzelne Nachfahren sind bis in die heutige Zeit ermittelt worden, wobei wir uns an dieser Stelle weitere Stammbaumdetails ersparen. Wir fügen aber noch Fotos und Artikel zu dieser „Wieditz-Bierschenk-Stück“-Geschichte an, die Werner Wieditz von Matt Garbers erhielt:

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