Mitgliederversammlung in schwieriger Zeit

Heimatverein bald ohne „Heimat“?

Am 18. November, 19.00 Uhr, fand nach mehrmaligem Corona-bedingten Verschiebens der Rückblick auf das Jahr 2020 und eine erste Bewertung des zu Ende gehenden Vereinsjahres 2021 statt. Der Vorsitzende eröffnete die Mitgliederversammlung (MV) mit einem Zitat des französischen Erzählers und Novellisten  Guy de Maupassant (1850-1893): „Wer seine Heimat liebt, begnügt sich nicht mit täglichen Lobgesängen, sie sei die beste, die erste auf der Welt. Nein, er arbeitet unablässig daran, dass sie es ist und bleibt.“ Der Vorstand dankt dafür, dass unter den gegebenen Umständen eine respektable Zahl an Mitgliedern den Weg in den „Fasanenhof“ gefunden hatte, um sich unter Einhaltung der Pandemie-bedingten aktuell zudem noch verschärften Restriktionen das Resümee des letzten Jahres und den bisherigen Verlauf 2021 anzuhören und darüber zu befinden. Darunter auch die Mitglieder Bürgermeister (BM) Mario Hartmann und Ortsvorsteher (OV) Matthias Fischer. Nach den einleitenden Tagesordnungspunkten folgte die Darstellung der Corona-bedingt begrenzt ausfallenden administrativen und der überwiegend von den beiden aktiven „Machern“ und Ideengebern Heiko Beck und Wolf-Dieter Lautze geleisteten handwerklichen Arbeiten des Jahres 2020. Im Ringgauboten und anderen Medien wurden die Arbeiten, insbesondere die planmäßigen Ruhebanksanierungen, wiederkehrend anerkannt. Großes Bedauern herrscht darüber, dass die auch überregional viel beachtete Lesungsreihe in ihrer 15. Auflage aufgrund der Pandemie 2020 als auch 2021 verschoben werden musste, da mit Prof. Dr. Andreas Roloff, Lehrstuhlinhaber an der TU Dresden sowie bundesweit führender Wissenschaftler für Waldund insbesondere alte Bäume gewonnen werden konnte. Prof. Roloff, der bereits dem Kuratorium „Baum des Jahres“ vorstand, leitet aktuell das Kuratorium „Nationalerbe-Bäume“. Die Lesung soll 2022 neu terminiert werden. Die Mitgliederzahl hatte 2020 einen kurzfristigen Rekordstand von 180 erreicht, der – so weit schon ein Blick auf 2021 – durch Todesfälle, Wegzug und Austritt aktuell immer noch sehr respektable 168 beträgt. Für die Kassenprüfung zeichneten Ursula Leß und letztmalig Dr.Andreas Rümmler verantwortlich. Frau Leß stellte die ausgezeichnete Kassenführung durch den Kassenwart fest und den Antrag auf Entlastung des Vorstandes, der bei dessen eigener Enthaltung einstimmig angenommen wurde. Für den mit Dank der Versammlung ausscheidenden Kassenprüfer wurde Stefan Meister für zwei Jahre bei eigener Enthaltung einstimmig gewählt. Nachdem der Vorsitzende den Abriss für das Jahr 2020 beendet hatte, stellte er den aufgestellten Arbeits- und Finanzplan 2021 vor, der durch die Mitglieder einstimmig genehmigt wurde. Der Vorsitzende erläuterte, dass aufgrund der Pandemie die Haushaltsansätze absehbar in 2022 fortgeschrieben werden. Die Ehrungen habe er in diesem Jahr aus den bekannten Gründen persönlich mittels „Hausbesuchen“ durchgeführt. Er gab aber der Hoffnung Ausdruck, dass die Ehrungen im nächsten Jahr wieder im angemessenen Rahmen einer Mitgliederversammlung stattfinden können. Für 40 Jahre Mitgliedschaft wurden geehrt:: Berthold Blaschke, Werner Fissmann, Gisbert Sangmeister, Willi Neusüß und Wolfgang Meister. Berthold Blaschke und Axel Schroth wurdenaufgrund ihrer langjährigen Vorstandsarbeitmit dem Ehrenpreis ausgezeichnet.

 

Großes Befremden und Missfallen löste die Aussage von BM Hartmann beim Tagesordnungspunkt „Neues Büro des HVD“ (infolge Verkaufs „Haus des Gastes“ und damit Wegfall des Büros nebst Regallager und Aktenschränke) aus, man wolle die „15 Kartons“ des HVD in ungenutzten Gemeinderäumlichkeiten in Rittmannshausen lagern. Diese, an allen realen Bedürfnissen völlig vorbei – und erneut, ohne den HVD einzubeziehen - erfolgte Überlegung wird abgelehnt und ist indiskutabel, wie die Versammlung sehr deutlich artikulierte. OV Fischer fühlte sich sichtlich übergangen und von dieser Überlegung erheblich irritiert, hatte er doch bereits Lösungsmöglichkeiten im Gespräch mit dem HVD erarbeitet. Der HVD geht davon aus, dass es sicherlich nicht im Interesse der Kommune sein kann, einen Heimatverein aus seinem Dorf, also seiner „Heimat“, zu „vertreiben“. Der HVD erwartet eine wertschätzende Lösung und vertraut auf die Gestaltungskompetenz des Ortsbeirates unter Führung von OV Matthias Fischer und die Entscheidungskompetenz des Bürgermeisters, den legitimen Bedürfnissen im Dorfgemeinschaftshaus (DGH) Rechnung zu tragen, wo der HVD im Übrigen bereits jetzt Stellwände einlagert und auch in der Schauvitrine vertreten ist. Dass vor Jahren ein Teil der Trachten im DGH sachgerecht aufbewahrt worden war, erlaubte das ehemalige Vorstandsmitglied Brigitte Ritz in Erinnerung zu rufen. Weiteres Vereinsmobiliar und die vom HVD finanzierten neuen Podestelemente für DGH und „Bürgersaal Marktwert“ sind neben den fortlaufenden Geschäftsunterlagen sowie technischen Geräten zudem Objekte, die zukünftig im DGH sachgerecht vorgehalten werden müssen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

BM Hartmann, der sich im Grußwort dann auch für die unermüdliche Arbeit des HVD bedankte, erläuterte mit Blick auf die Kritik am wiederkehrenden Holzeinschlag insbesondere alter Bäume durch die Kommune, dass man am Umdenken sei und u. a. auch geförderte Möglichkeiten nutzen werde, um Waldbereiche vor weiteren Eingriffen zu schützen. Der Vorsitzende verwies auf die geänderten Betrachtungsweisen und Beschlüsse in der „großen wie kleinen“ Politik. Das müsse zumindest sichtbare Wirkungen in den Waldbesitzungen der öffentlichen Hand entwickeln. Wer aufmerksam in unseren Wäldern unterwegs sei, stelle fest, dass es kaum noch alte Bäume gäbe. In diesem Zusammenhang konnte der Vorsitzende berichten, dass der Antrag des HVD auf Ausweisung von Naturdenkmalen aktuell in der vom Werra-Meißner-Kreis beauftragten gutachterlichen Bewertung ist. Ausdrücklich hob er in diesem Kontext das Projekt von HVD-Beisitzer Karlo Wieditz hervor, der Wiederaufforstungen vorantreibt, Eltern und Kinder mit einbezieht und mit öffentlichen Veranstaltungen – zuletzt am 3. Oktober – große Aufmerksamkeit erzielt. Insoweit habe der HVD ihn auch für die Verleihung des Umweltschutzpreises des Werra-Meißner-Kreises vorgeschlagen. Die Versammlung quittierte diese Aussage mit anerkennendem Applaus. Beifall gab es auch für die bisherigen Maßnahmen, die der in diesem Jahr neu gewählte OV Fischer mit großem Elan angepackt hat. Nicht nur, dass er bereits bei Arbeiten des HVD mitwirkte, die kommunale Minigolf-Anlage unter Pflege nahm und Anregungen in den Verein auch in seinem Grußwort hineintrug, sondern auch die sehr respektable Resonanz nach Aufruf des Ortsbeirates zur Teilnahme am Ehrenamtstag 2021 sind ausgesprochen erfreulich. Der Vorsitzende wies in der Folge einmal mehr darauf hin, dass die Unterhaltung des Premiumweges P 19 allein schon aus Satzungsgründen nicht Aufgabe des HVD sein kann, wie bereits bei Planung und Anlage festgelegt wurde. Da wo Einrichtungen des HVD am P 19 und seinen beiden Rundwegen bestehen, werden diese allerdings weiter unterhalten.

Ehrenvorsitzender Karl Beck, der in wenigen Wochen seinen 96. Geburtstag vollenden wird,  ließ ein Grußwort verlesen, indem er für das Engagement in schwerer Zeit Danke sagt. Man solle sich nicht entmutigen lassen, Tatkraft sei mehr denn je gefragt. Er wünscht dem Verein viele engagierte Menschen, die vom Gemeinsinn getragen bereit sind, Zukunft zu gestalten, aber sich auch nicht zu fein sind, die Hände schmutzig zu machen.

Im Schlusswort wies der Vorsitzende auf die MV des kommenden Frühjahres hin, in der der Vorstand neu gewählt werden muss. Er selbst, aber auch Berthold Blaschke als Stellvertreter stehen nicht mehr zur Verfügung. Des Weiteren muss eine neue Schriftführerin/ ein neuer Schriftführer gefunden werden, da die aktuelle Schriftführerin weggezogen ist. Wolf-Dieter Lautze hatte sich bereit erklärt, die Position temporär zusätzlich zu bekleiden. Dafür gebührt ihm großer Dank. Die Versammlung wurde geschlossen mit einem Zitat des österreichischen Schriftstellers Johann Nepomuk Vogl (1802-1866): Die Heimat bleibt doch immer der schönste Fleck der Welt“, was die Mitgliederschar mit einem großen Applaus quittierte. Die Versammlung hofft mit allen Menschen in der Dorfgemeinschaft und darüber hinaus auf ein baldiges Ende der Pandemie. Bleibt gesund!

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